Schwer vermittelbare Tiere im Tierheim Regen
Teil 1: Border Collie Leo
Im Tierheim Regen gibt es einige Tiere, die schwer zu vermitteln sind – doch was bedeutet das eigentlich und was ist im Umgang mit ihnen anders? Gaby Wunner und Antonia Ammon, die beiden Leiterinnen des Tierheims klären diese Fragen. In den kommenden Wochen stellt Ihnen der Bayerwald Bote die Tiere vor . Heute in Teil 1: Border Collie Leo.
Schon von weitem sieht man dem Border Collie seine Aufregung an. Leo hechelt, läuft ein Stück den Zaun des Tierheims entlang. Die Färbung seines Fells ist Hellgrau, Weiß und Schwarz, die Augen strahlend blau. Er ist voller Erwartung, dass jemand für ihn den vor ihm liegenden Tennisball wirft. Leo ist eines der schwer vermittelbaren Tiere des Tierheims Regen.
Was genau bedeutet „schwer vermittelbar“?
„Schwer vermittelbar ist so eine Begriffssache“, sagt Tierheimleiterin Gaby Wunner. Zum einen fallen darunter Tiere, die Verhaltensauffälligkeiten haben, aber auch Tiere mit Behinderung oder Verletzungen. Laut Wunner sind die Gründe von Tier zu Tier unterschiedlich – genau wie der Umgang mit ihnen.
Listenhunde dürfen innerhalb Bayerns nicht vermittelt werden
Insgesamt leben im Tierheim Regen aktuell an die zehn schwer vermittelbaren Tiere. Darunter auch ein Hund der Rasse Presa Canario namens Blue, der aus einer schlechten Haltung gerettet wurde und nun vorerst in Regen untergebracht wurde. Er ist ein Listenhund – die dürften laut Wunner aber in Bayern nicht vermittelt werden. Deswegen ist es gerade noch nicht klar, wie es für ihn weitergeht. Solange wird ein Tiertrainer dazugeholt, eine Rassebestimmung gemacht und der Hund kastriert. Blue bleibt also vorerst im Tierheim Regen.
Solche Möglichkeiten hat das Tierheim vor allem seit den Umbau- und Erweiterungsarbeiten. Durch eine Förderungsmaßnahme der Regierung von Oberfranken in Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen wurden auch die Hundeausläufe erneuert. So konnte der Presa Canario Blue vorerst in einem weitläufigen Einzelauslauf untergebracht werden.
Erhöhter Zeitaufwand für das Tierheim bei schwer vermittelbaren Tieren
Ein neues Zuhause sei für viele der schwerer vermittelbaren Tiere die letzte Chance, so Wunner. „Umso wichtiger ist es für uns, dass diese Chance dann auch genutzt wird.“ Bei der Vermittlung dieser Tiere ist in ihren Augen vor allem eines entscheidend: Zeit. Seitens des Tierheims ist der Zeitaufwand bei diesen Vermittlungen höher, weil es die potenziellen Besitzer intensiv informiert – über die Vergangenheit des Tiers, den aktuellen Stand sowie die während der Zeit im Tierheim durchgemachte Entwicklung und über Empfehlungen für den künftigen Umgang.
Zudem sehen sich die Mitarbeiter des Tierheims im Vorhinein die Wohnsituation der potenziellen neuen Besitzer an. Dabei wird überprüft, ob das Tier in gesicherte Verhältnisse kommt. Dabei wird darauf geachtet, ob beispielsweise ein Garten tatsächlich vollständig eingezäunt ist oder ob das Umfeld zu den jeweiligen Bedürfnissen des Tiers passt.
Auch künftige Besitzer sollten Zeit mitbringen
Und auch diejenigen, die eines der schwer vermittelbaren Tiere übernehmen möchten, sollte sich auf einen größeren Zeitaufwand einstellen. Je nach Tier dauert beispielsweise der Vertrauensaufbau, die Erziehung, die Eingewöhnung im neuen Zuhause oder auch die Pflege länger. „Man muss sich natürlich auch bewusst sein, dass ein Hund mehr Zeit in Anspruch nimmt als eine Katze“, sagt Tierheimleiterin Gaby Wunner. Allgemein vermittle sie die Hunde gerne an ältere Menschen, da diese meistens eine gewisse Hundeerfahrung mitbringen.
Leo – ein liebenswürdiger Border Collie mit Hüftschaden
Etwas Hundeerfahrung braucht es auch für den Border Collie Leo. Er ist – entsprechend seiner Rasse – aufgeweckt, verspielt. Erwartungsvoll bringt er seinen Ball immer und immer wieder, wartet darauf, dass jemand mit ihm spielt. Er ist zutraulich, liebt laut der stellvertretenden Tierheimleiterin Antonia Ammon Menschen und kommt sowohl mit anderen Hunden als auch mit Katzen gut klar. Ein schöner, liebenswürdiger und aufgeweckter Hund – dass er schwer vermittelbar ist, ist auf den ersten Blick kaum zu glauben. Die Gründe dafür sind sein Alter und seine Hüftproblematik.
Monatliche Kosten durch Schmerzspritze
Dagegen erhält der neunjährige Hund vierwöchentlich eine Schmerzspritze, die Kosten liegen bei rund 100 Euro im Monat. Das schrecke viele potenzielle neue Besitzer ab, erklärt Antonia Ammon. Dass es dem Hund Leo dadurch super gehe und er quasi keine Einschränkungen mehr durch seine Hüftprobleme hat, sei für viele egal.
Die einzige Einschränkung, die Leo dadurch hat, ist, dass man mit ihm kaum Stop-and-Go-Ballspiele machen sollte. Dafür kann er laut Antonia Ammon lange laufen, schwimmt gerne und ist wie die meisten Border Collies scheinbar unerschöpfbar. Ammon wünscht sich daher jemanden, der Leo fördert – in seiner Intelligenz beispielsweise mit Futterspielen, Dummytraining und kleinen Tricks sowie durch Bewegung – und ihm gleichzeitig Ruhezeiten vorgibt.
Fitte ältere Menschen als ideale neue Besitzer
Sie kann sich für ihn als neue Familie fitte ältere Leute vorstellen, die vielleicht auch schon einen Hund haben. Ein Hundeexperte müsse man für ihn nicht sein. Dafür sollte man zum einen Motivation mitbringen, sich mit ihm zu beschäftigen, zum anderen finanzielle Mittel wegen der Hüftthematik. Bevor sie das Gehege verlässt, streichelt sie Leo über den Kopf und sagt zusammenfassend: „Ein sehr unproblematischer Kerl“.
In nächster Zeit stellt Ihnen der Bayerwald-Bote noch weitere schwerer vermittelbare Tiere aus dem Regener Tierheim vor. Falls Sie an Leo interessiert sind, finden Sie weitere Informationen und einen Kontakt unter www.tierheim-regen.de
