Großer Arber. Ein Ehepaar aus Hannover hatte drei Übernachtungen auf dem Großen Arber im Arberschutzhaus gebucht. In der zweiten Nacht ihres Aufenthalts hörten die Eheleute ein jämmerliches Miauen. Da stand Anna, die Ehefrau, auf und rief nach der Katze, von der offensichtlich diese Hilfe suchenden Rufe kamen. Es war ein kleines Kätzchen, das zutraulich auf Anna zulief, die das kleine Fellbündelchen auf den Schoß nahm und es streichelte wobei es behaglich schnurrte und schließlich eingeschlafen war. Nach einer guten Stunde entließ Anna die kleine Katze wieder in die Freiheit. Als Anna um halb sechs Uhr morgens vor die Hütte trat kam die kleine Katze wieder zutraulich angetigert.
Die Eheleute fragten dann nach dem Eigentümer des niedlichen Kätzchens. Es hieß, diese gehöre nicht zur Hütte und gehöre dort auch niemandem. Sie sei auch das erste Mal da und keiner wusste woher sie gekommen war. Das Urlauberpaar aus Hannover wunderte sich deshalb, „wie kommt diese kleine verkuschelte Katze, etwa ein dreiviertel Jahr alt, auf den knapp 1500 Meter hohen Arber, wo weit und breit kein Haus ist? Der Berg ist entweder nur auf einem langen, beschwerlichen Weg zu Fuß zu erreichen ist oder mit der Gondelbahn, die um 9 Uhr morgens das erste Mal und um 16:30 Uhr abends das letzte Mal fährt“.
Am Abend, gegen 20 Uhr, hörten die Eheleute das kleine Kätzchen wieder vor der Hütte weinen und haben sie dann gestreichelt bis es vor der Hütte eingeschlafen war.
Da am nächsten Tag die Abreise angesagt war wollten sie die Katze am Morgen einfangen und ins Tierheim bringen. Anna präparierte einen Karton, damit sie am Morgen die Katze ins Tierheim bringen könne. Leider ließ sich das Kätzchen an diesem Morgen nicht sehen und auch die Suche war erfolglos. Nach einer guten Stunde Suche mussten die Eheleute zu ihrem nächsten gebuchten Wanderurlaubsziel in Zell am See aufbrechen. Trotzdem lagen der Abschied und die Ungewissheit über das Schicksal der kleinen Katze den beiden sehr auf dem Gemüt.
Als das Ehepaar in Zell am See angekommen war, nahm Anna Kontakt mit dem Tierheim Regen in Pometsau auf. „Die Tierheimleiterin Gaby Wunner war sehr freundlich und hilfsbereit“, vermerkte Anna sichtlich froh. Nachdem Anna ihr gesagt hatte, dass sie mit der Hütte telefonieren würde, damit dort oben die Katze festgesetzt werde, bot Gaby Wunner an, die Katze am Sonntag vom Schutzhaus abzuholen.
Nach einigen nicht gelungenen Versuchen kamen die Eheleute dann telefonisch bei der Arberbahn durch, die dann oben im Arberschutzhaus nachgefragt hatten. Die Eheleute wurden informiert, dass die Katze festgesetzt sei. Daraufhin baten die Eheleute aus Hannover, die kleine Katze auf keinen Fall freizulassen. Diese werde am nächsten Morgen, einem Sonntag, vom Tierheimpersonal abgeholt. Die beiden waren glücklich über diese gute Lösung für die kleine Katze, die sie in der kurzen Zeit bereits ins Herz geschlossen hatten.
Anna erkundigte sich am nächsten Morgen, nach Öffnung der Gondelbahn, ob die Abholung der kleinen Katze erfolgreich gelaufen sei. Da bekam sie die niederschmetternde Auskunft, dass die Katze nicht festgehalten konnte und entwischt sei. Es müsse vom Tierheim also niemand vorbeikommen um sie zu holen.
Anna war am Boden zerstört, ihre ganze Hoffnung war dahin und sie wies noch einmal eindringlich am Telefon darauf hing, dass die Katze nicht überleben wird und man solle sich um das Kätzchen kümmern, bat Anna. Sie und ihr Mann konnten diese Entwicklung einfach nicht fassen. Anna erzählt, „da mein Mann mich sehr gut kennt, sagte er zu mir „du könntest hinfahren und sie runterholen.“ Als dieser Satz fiel, war ganz schnell die Idee geboren noch mal zum Arber zurückzufahren. Aber eines war damit klar, die Anreise musste nachts geschehen. Der Aufstieg auf den Berg im Dunkeln, damit es die Chance gebe, die Katze morgens anzutreffen, denn die kleine Maus war nur nachts und bis morgens sechs Uhr zu sehen, denn tagsüber hatte sie sich stets versteckt. Aber die Gondel fährt frühestens um 9 Uhr hoch, viel zu spät um das Kätzchen anzutreffen. Daher blieb nur ein Aufstieg zu Fuß.
“Lange musste nicht darüber nachdenken, denn die kleine Maus, wie wir sie nannten, musste von diesem Berg geholt werden“, erinnert sich Anna.
Im Hotel in Zell am See hatte der Manager Stefan eine Katzenbox besorgt, die ihm seine Frau ohne zu zögern ins Hotel brachte. “Um Mitternacht fuhr ich bei Regen mit dem Auto los von Zell am See zum großen Arber“, erzählt Anna weiter. Mit dabei hatte ich die Katzenbox, Katzenfutter, warme und regendichte Kleider, Wasser, Wanderschuhe, etwas Verpflegung, eine Stirnlampe, alles gut verpackt im Wanderrucksack. Nach vier Stunden Autofahrt, kam sie am Parkplatz der Talstation des großen Arbers an, wo es menschenleer und stockdunkel war.
„Es hilft nichts“, dachte sie sich, nachdem sie ihrem Mann geschrieben hatte, dass sie gut angekommen war. Sie zog sich wetter- und wanderfest an und hatte nach einem kurzen Augenblick den Weg zum Aufstieg gefunden, denn es war wirklich stockdunkel. „Dann ging es innerhalb von 50 Minuten die knappen 400 Höhenmeter bergauf. Die Stirnlampe war Gold wert, denn in den kleinen Waldstücken war es doch sehr dunkel und auch etwas gruselig. Angst hatte ich keine, denn meine Gedanken waren bei der kleinen Maus und dass ich spätestens um halb sechs oben sein muss, damit ich sie noch sehe“, trieb es Anna an. Sie war bereits um 5:30 Uhr an der Schutzhütte oben angekommen. „Erst habe ich das Kätzchen nicht gesehen oder gehört. Dann ging ich zu der Stelle, an der ich immer mit ihr gekuschelt habe und dann hörte ich sie. Sie kam unter dem Holzboden der Hütte hervor und direkt auf mich zu. Miauend und schnurrend zugleich krabbelte sie auf meinen Arm. Ich habe sie dann erst einmal direkt in die Katzenbox gesetzt, damit ich sie sicher habe. Dann habe ich das Trockenfutter und Wasser in den Korb gestellt und die kleine Maus hat zugelangt“ erzählt Anna glücklich, für die kleine Katze eine gute Zukunft sichern zu können.
Sie hatte über diese glückliche Wendung ihren Mann informiert und danach trockene und warme Kleidung angezogen.
“Eigentlich war mein Plan, in der Hütte einen warmen Kakao oder einen Kaffee zu trinken und die erste Bahn um 9 Uhr nach unten zu nehmen. Da sich in der Hütte aber nichts regte und es um 7 Uhr mittlerweile hell war, beschloss ich kurzerhand mit der kleinen Katze abzusteigen und nicht auf die Bahn zu warten, denn ich wollte nicht noch länger in der Kälte sitzen. Die kleine Katze war ganz artig in der Box und schnurrte die ganze Zeit, suchte mit ihrer Pfote immer wieder den Kontakt zu mir. Sie war so friedlich und ruhig und blieb es auch den gesamten Weg nach unten. Nach einer halben Stunde waren wir auf dem Parkplatz der Talstation angelangt. Ich habe die Katzenbox auf den Beifahrersitz gestellt und angeschnallt. Dann habe ich die Kiste abgedeckt, damit sie Ruhe findet.
Nachdem ich meine Wanderklamotten ausgezogen hatte, hatte ich bei Tierheimleiterin Gaby Wunner angerufen und Bescheid gegeben, dass ich mit dem Kätzchen unterwegs ins Tierheim sei. Gaby Wunner war total froh und kündigte meine Ankunft beim Tierheimpersonal an“ sagt Anna glücklich über die Rettung des Kätzchens.
“Im Tierheim wurden wir so lieb und herzlich empfangen. Die kleine Katze wurde erst einmal in die Quarantäne gebracht, wo sie schnell alles erkundet hatte und sich nach einer feinen Mahlzeit genüsslich schlafen legte. Neben einer heißen Tasse Kaffee gab es für mich eine kleine Führung durch das Tierheim und tolle Gespräche. Bevor ich mich wieder auf den Weg nach Zell am See gemacht habe, gab es noch eine Kuscheleinheit zum Abschied, was mir wirklich sehr schwer gefallen ist sehr emotional war“ meinte Anna und sagte, „ich bin wirklich sehr dankbar für die Hilfe und Unterstützung, die ich durch das Tierheim erfahren durfte. Die kleine Katze ist in guten Händen, im Warmen und Trockenen, bekommt regelmäßig Futter und Streicheleinheiten, das beruhigt mich ungemein. Auch mein Mann ist glücklich und wir beide danken all den lieben Menschen vom Tierheim für ihren Einsatz“, ist Anna voller Lob über das Tierheimteam und der Tierheimleiterin Gaby Wunner, die auch Vorsitzende des Tierschutzbund Regen-Viechtach-Zwiesel ist.
Foto privat: Anna mit dem kleinen Kätzchen
Veröffentlichung des Artikels mit freundlicher Genehmigung von Frau Deiser.